Jürgen Werner in Tbilissi Bild Werner 2015 2

Links: Jürgen Werner 1996 auf einer Tagung in Tbilissi zu Ehren des georgischen Byzantinisten Simon Kauchtschischwili (Foto: U. Gärtner)
Rechts: Als Redner auf der Konferenz "Deutsch-griechische Beziehungen im ostdeutschen Staatssozialismus" 2015 an der FU Berlin (Foto: Centrum Modernes Griechenland)

 

Nachruf Jürgen Werner (14. Juli 1931 – 11. Juli 2021)

Von PD Dr. Ute Tischer (Universität Leipzig)

Vor kurzem erreichte uns im Institut für Klassische Philologie und Komparatistik an der Universität Leipzig die Nachricht, dass Professor Dr. Jürgen Werner, bis 1996 Lehrstuhlinhaber für Gräzistik in Leipzig, wenige Tage vor seinem 90. Geburtstag in Berlin verstorben ist.

Jürgen Werner lehrte seit 1953 als Assistent, Dozent und später Professor für Klassische Philologie und Neogräzistik an der Universität Leipzig. Ich habe ihn als akademischen Lehrer erlebt, als er nach der politischen Wende in der DDR als erster Professor für Gräzistik im 1990 neu gegründeten Institut für Klassische Philologie tätig war. Für mich verkörperte er damals als einer der wenigen Lehrenden in Leipzig die Kontinuität der Klassischen Philologie auch über die Zeit nach dem 2. Weltkrieg hinweg. Nach der Auflösung des alten Instituts in den 60er Jahren der Sektion Germanistik und Literaturwissenschaften angegliedert, wählte er als bevorzugte Arbeitsgebiete die griechischen Lehn- und Fremdwörter im Deutschen und das Übersetzen griechischer Werke, besonders des Aristophanes und Lukian.

Ein zweiter Schwerpunkt wurde das Neugriechische, über das er auch zu DDR-Zeiten mit Kollegen aus Griechenland in Verbindung stand. Legendär unter uns Studierenden waren die „Werner-Feten“, Einladungen am Ende des Semesters in seine Leipziger Wohnung, bei denen wir mit Tsatsiki und Hackepeter verköstigt wurden und mit Staunen die Geschichte von der halb-legalen Besteigung des Olymps in den 80ern durch unseren Professor anhörten. In seinen Vorlesungen legte er viel Wert auf die Rezeption der Antike, besonders auch in der deutschen Nachkriegsliteratur, in seinen Seminaren hatte er eine Vorliebe für das Miszellane, Bunte und Entlegene, wir lernten von ihm über den Umgang mit fremden Sprachen in der Antike, über die Gespräche der Toten und Hetären bei Lukian und über die seltsamen Völker bei Herodot.

Am 11. Juli 1996 verabschiedeten seine damaligen Kollegen Ekkehard Stärk (Latinistik) und Günther S. Henrich (Byzantinistik) Jürgen Werner mit einem Festkolloquium in den Ruhestand. Am selben Tag ist er nun 25 Jahre später verstorben. Wir trauern um eine originelle Persönlichkeit und einen liebenswerten Lehrer.